Was ich als Sozialarbeiter:in gerne früher gewusst hätte
Der Berufseinstieg in die Soziale Arbeit ist oft von Idealismus und dem Wunsch geprägt, Menschen zu helfen und gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken. Doch die Realität des Arbeitsmarktes bringt schnell eine wichtige Entscheidung mit sich: Soll ich bei einem "normalen Träger" anfangen oder den Weg über eine Leasingfirma (Zeitarbeit) gehen?
Diese Entscheidung kann den gesamten Berufsverlauf beeinflussen, wird aber oft ohne ausreichende Informationen getroffen. Viele Berufseinsteiger:innen sind sich der Unterschiede nicht bewusst und wählen spontan den ersten verfügbaren Job. Dabei gibt es wichtige Aspekte zu bedenken, die langfristige Auswirkungen auf Karriere, Gehalt und Arbeitsqualität haben können.
In diesem Beitrag erfährst Du alles Wichtige über beide Wege – mit den Vor- und Nachteilen, die ehrlich beleuchtet werden. So kannst Du eine fundierte Entscheidung treffen, die zu Deinen persönlichen und beruflichen Zielen passt.
Was bedeutet "normaler Träger" vs. "Leasingfirma"?
Normale Träger in der Sozialen Arbeit
Als normale Träger bezeichnen wir Organisationen, die direkt soziale Dienstleistungen erbringen und ihre Mitarbeiter:innen fest anstellen. Dazu gehören:
- Öffentliche Träger: Jugendämter, Sozialämter, kommunale Einrichtungen
- Freie Träger: Caritas, Diakonie, Arbeiterwohlfahrt, Deutsches Rotes Kreuz
- Private Träger: Gemeinnützige Vereine, Stiftungen, private Unternehmen im Sozialbereich
Bei diesen Arbeitgebern bist Du direkt angestellt und arbeitest kontinuierlich in derselben Einrichtung oder demselben Team.
Leasingfirmen (Zeitarbeit) in der Sozialen Arbeit
Leasingfirmen stellen Dich als Mitarbeiter:in an und "verleihen" Dich an verschiedene soziale Einrichtungen. Du bist bei der Leasingfirma angestellt, arbeitest aber vor Ort bei wechselnden Trägern. Diese Form der Beschäftigung hat in den letzten Jahren auch im Sozialwesen stark zugenommen.
Die Vorteile normaler Träger
Stabilität und Kontinuität
Bei einem normalen Träger profitierst Du von langfristiger Planungssicherheit. Du kennst Deine Klient:innen über längere Zeiträume und kannst nachhaltige Beziehungsarbeit leisten – ein zentraler Aspekt erfolgreicher Sozialer Arbeit.
Team-Integration und Fachlichkeit
Du wirst vollständig ins Team integriert, nimmst an allen Fortbildungen teil und kannst Dich fachlich kontinuierlich entwickeln. Supervision und kollegialer Austausch sind selbstverständlich.
Karriere-Entwicklung
Viele Träger bieten klare Aufstiegsmöglichkeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten und die Chance, Verantwortung zu übernehmen. Du kannst Dich als Expert:in in einem Fachbereich etablieren.
Vollständige Benefits
Urlaub, Krankengeld, Betriebsrente – alle sozialen Absicherungen sind ungekürzt verfügbar. Viele Träger bieten zusätzliche Benefits wie Jobtickets oder Gesundheitsförderung.
Die Nachteile normaler Träger
Bürokratie und starre Strukturen
Große Träger können sehr hierarchisch und bürokratisch sein. Veränderungen dauern oft lange, innovative Ansätze haben es schwer.
Begrenzte Flexibilität
Du bist an einen Arbeitsplatz gebunden und hast weniger Möglichkeiten, verschiedene Arbeitsbereiche kennenzulernen.
Geringere Vergütung
Das Gehalt liegt oft unter dem, was Leasingfirmen zahlen können, besonders am Anfang der Karriere.
Die Vorteile von Leasingfirmen
Höhere Vergütung
Leasingfirmen zahlen oft 15-25 % mehr als normale Träger. Zulagen für Wochenend- oder Nachtarbeit sind meist großzügiger geregelt.
Flexibilität und Abwechslung
Du lernst verschiedene Einrichtungen, Arbeitsweisen und Teams kennen. Das erweitert Deinen fachlichen Horizont erheblich und macht Dich als Fachkraft vielseitiger.
Schneller Berufseinstieg
Leasingfirmen haben oft weniger aufwendige Bewerbungsprozesse und können schneller Stellen vermitteln – ideal für den schnellen Berufseinstieg.
Netzwerk-Aufbau
Durch die Arbeit in verschiedenen Einrichtungen baust Du ein breites berufliches Netzwerk auf, was für die spätere Karriere wertvoll ist.
Die Nachteile von Leasingfirmen
Unsicherheit bei der Einsatzplanung
Langfristige Planung können sich als schwierig erweisen.
Begrenzte Weiterbildungsmöglichkeiten
Viele Fortbildungen sind für Stammpersonal reserviert.
Herausforderung bei der Team-Integration
Die Integration in ein festes Team kann herausfordernder sein, da die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Teams temporär sein kann. Dies erfordert eine aktive Anpassung an neue Teamdynamiken.
Für wen eignet sich welcher Weg?
Normaler Träger passt zu Dir, wenn Du:
- Wert auf Stabilität und langfristige Planung legst
- Nachhaltige Beziehungsarbeit mit Klient:innen leisten möchtest
- Dich fachlich in einem Bereich spezialisieren willst
- Teil eines festen Teams sein möchtest
- Karriere bei einem Arbeitgeber machen willst
Leasingfirma passt zu Dir, wenn Du:
- Flexibilität und Abwechslung schätzt
- Verschiedene Arbeitsbereiche kennenlernen möchtest
- Finanziell besser gestellt sein willst
- Schnell in den Beruf einsteigen möchtest
- Ein breites berufliches Netzwerk aufbauen willst